Kochprojekt “Kochkulturen der Sinti und Roma kennenlernen”

Das bis Juli 2024 durchgeführte Kochprojekt der Sinti Union Schleswig-Holstein stellte ein
exemplarisches Modell für niedrigschwellige Begegnungsangebote dar. Gefördert durch das
Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung, zielte das
Projekt darauf ab, Vorurteile zu entkräften und eine offene Auseinandersetzung mit der eigenen
Unwissenheit zu ermöglichen. Das Projekt reagierte auf wiederholt gestellte Fragen aus der
Dominanzgesellschaft, etwa: „Was isst ihr so?“, indem es praktische Erlebnisse schuf, die sowohl
informativ als auch partizipativ waren.
Im Rahmen des Projekts fanden über ein Jahr hinweg mehrmals wöchentlich
Kochveranstaltungen in den Räumlichkeiten der Sinti Union Schleswig-Holstein in Neumünster
statt. Diese kombinierten die praxisorientierte Vermittlung kulinarischer Traditionen mit
kultureller Bildung und antirassistischer Aufklärung. Die vielfältigen Rezepte zeigten die
kulturelle Vielfalt von deutschen, zugewanderten und geflüchteten Sinti und Roma auf.
Die Struktur des Angebots war bewusst niedrigschwellig gestaltet, um einer breiten Zielgruppe den
Zugang zu ermöglichen. Die Teilnahme setzte weder Vorwissen noch spezifische kulturelle
Kenntnisse voraus. Ziel war es, durch gemeinsame Aktivitäten eine Atmosphäre zu schaffen, die
Dialog und ein solidarisches Miteinander auf Augenhöhe fördert. Das Kochprojekt reagierte auf
eine gesellschaftliche Herausforderung: das Fortbestehen von rassistischen Vorurteilen und die
weit verbreitete Unwissenheit der Mehrheitsgesellschaft gegenüber der Minderheit der Sinti und
Roma. Indem es diese Fragen in einem praktischen, alltagsnahen Kontext aufgriff, leistete das
Projekt einen wesentlichen Beitrag für eine solidarische Gesellschaft. Die Vermittlung kultureller
Inhalte durch gemeinsames Kochen und Essen ermöglichte eine Form der Begegnung, die
Verbindungen schaffte.
In einer Zeit, in der die gesellschaftliche Spaltung und das Bedürfnis nach inklusiven
Begegnungsformaten zunehmen, stellte das Projekt ein dringend benötigtes Angebot dar.
Obwohl das Projekt mittlerweile abgeschlossen ist, bleiben seine Wirkungen spürbar. Es hinterließ
nicht nur bei den Teilnehmenden ein vertieftes Verständnis für die Diversität von Sinti und Roma,
sondern setzte auch einen Maßstab für die Gestaltung zukünftiger Projekte. Die Offenheit und
Zugänglichkeit des Formats haben gezeigt, wie einfach Begegnungen zwischen unterschiedlichen
Menschen initiiert werden können, wenn der Rahmen dies unterstützt.
Das Kochprojekt der Sinti Union Schleswig-Holstein ist ein exemplarisches Beispiel dafür, wie
niedrigschwellige, partizipative Ansätze zur Förderung des Dialogs beitragen können. Es zeigte,
wie gesellschaftliche Unwissenheit durch praxisnahe und alltagsbezogene Formate beantwortet
und Vorurteile abgebaut werden können.